Psychologische Aspekte KI-vermittelter Kommunikation im Gesundheitswersen (VERIKOM)
Studienleitung:
Dr. phil. Julia Mahal, Carlotta Mayer & Prof. Dr. phil. Beate Ditzen
Einrichtung:
Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut für Medizinische Psychologie
Laufzeit:
März - Oktober 2022
Genutzte Labore:
Neurophysiologische Methodik:
EKG, Cortisol, Alpha-Amylase
Projektbeschreibung:
Hintergrund und Ziel
Die ethischen Leitlinien der EU für vertrauenswürdige künstliche Intelligenz (KI) fordern die Entwicklung konkreter Empfehlungen für den Umgang mit besonders schutzbedürftigen Personen, zu denen Patient*innen im medizinischen Kontext gehören. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich der KI werden erhebliche Auswirkungen auf die Interaktion zwischen Arzt und Patient haben, und es ist noch unklar, wie Patient*innen situationsspezifisch auf KI-vermittelte Kommunikation reagieren werden. Da es ethisch nicht vertretbar wäre, echte Patient*innen zu untersuchen, wird dieses Experiment mit gesunden Proband*innen durchgeführt. Ziel des Gesamtprojekts ist es, Empfehlungen für den Einsatz von digitalisierten und KI-basierten Techniken im Gesundheitswesen zu geben und dabei den Blick auf bisher kaum beachtete psychologische Aspekte sowie sensible Patient*innen zu richten.
Vorhaben
Dafür wurde eine standardisierte Interaktionssequenz entworfen, in der wir eine genetische Beratung simulieren. Diese genetische Beratung wird in vier verschiedenen Gesprächsformaten stattfinden, zu denen die Proband*innen randomisiert zugeteilt werden: Es soll ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht stattfinden, das als Baseline dient. Die nächste Stufe bildet ein Videogespräch mit einem Arzt ab und ist damit die erste digitalisierte Form des Gesprächs. Die beiden nun folgenden Gesprächsformen bilden die Interaktion mit einer KI in Form eines Chatbots (schriftlicher Austausch) und eines Avatars (Videogespräch mit einem virtuellen Arzt) ab.
Als abhängige Variable dient die Stressreaktion der Proband*innen, die sie aufgrund des Gesprächs zeigen werden. Wir vermuten, dass die Proband*innen mehr Stress empfinden werden, je unpersönlicher die Interaktion stattfindet. Den Stress der Proband*innen werden wir auf mehreren Ebenen erfassen: Neben einer subjektiven Einschätzung werden wir Speichelproben entnehmen und im hauseigenen Nasslabor die Hormone Cortisol und Alpha-Amylase analysieren. Zusätzlich interessieren uns auch kontinuierliche Stressmaße in Form der HRV und der Hautleitfähigkeit, um einen Blick auf die Bestandteile des Gesprächs und Stress im Gesprächsverlauf werfen zu können.
Neben Stress interessieren uns auch die Variablen Erinnerungsleistung, Nutzerakzeptanz der digitalen Formate und die vom Patienten wahrgenommene Arzt-Patient-Beziehung. All diese Variablen werden durch subjektive Einschätzungen erfasst.